Der Wannseebahngraben ist Teil des alten Traums, eines Gründungsmythos der Grünen: In einer Zeit, in der die Autobahn quer durch Schöneberg führen sollte, hielten sie die Vision der Grüntangente entgegen. Revolutionär… , aufmüpfig, klever! Damals in den 80ern! Wenn sich denn die Spontis von damals verknöchern oder von den Aasgeiern, den opportunistischen Verwertern überdauert werden, so schert sich die Natur darum wenig. „Geier ansiedeln,“ könnte da noch gekalauert werden, ansonsten hat sich die Natur längst ihren Raum zurückerobert: Der Wannseebahngraben IST die Grüntangente, mit der die Anwohnerschaft und die Natur in wunderbarem Einklang lebt. Was soll da jetzt noch weiter gestrickt werden? Oh ja, die altvorderen Grünen haben die Wirtschaft für sich entdeckt. Gehört ja auch zur Nachhaltigkeit, gell? Also wird 7-69 geteilt, und dem Spekulantentum das Baurecht für einen exklusiven und ebenso scheußlichen Bau auf Crelle 22a eingeräumt. Die Ausnutzung der Fläche folgt dabei der neoliberalen OptimierungMlogik, so dass auch nicht nur auf einen Tiefgaragenstellplatz verzichtet werden kann, um die bedeutsamen Linden zu retten. In der gleichen Weise MUSS eben die übrige Grünanlage „gestaltet“ werden, um die Grünindustrie zu befördern. Gelder sind dafür in der EU – für strukturschwache Räume, wie Griechenland! – vorhanden, und die MÜSSEN eben dann auch ausgegeben werden – diesmal in der Logik der Sozialdemokratie. So stellt sich die rot-grüne Ideologie in der Crellestrasse dar und verselbstständigt sich. Da soll dann auch keine Bedeutung mehr haben, dass die EFRE-Mittel nicht mehr zur Verfügung stehen – dafür werden wieder andere strukturschwache Räume gefunden, wo neue potemkinsche Dörfer gebaut werden, bis sie unter großem Bedauern und imperialistischen Gehabe, wie es Griechenland oder die Ukraine erfährt, auch wieder einstürzen werden. – Nein, eine Entscheidung ist eine Entscheidung und deshalb hält die rot-grüne Zählgemeinschaft weiter an der Rodung des Wannseebahngrabens fest. Ignoriert wird auch völlig, dass die Fahrradstrecke, eine ausgewiesene Nebenroute des europäische Fernradwegs, immer schon eben nicht im Wannseebahngraben verlaufen soll, sondern parallel dazu über die Ceminski und Crellestrasse. Das Argument, dass es also zusätzlich einer durchgängig 4m breiten Multifunktionsautobahn bedarf, war selbst der privatisierten D-Bahn zu unsinnig, so dass sie die Gestattung ihrer Fläche zurückzog. Nur die Zählgemeinschaft denkt, deshalb diese neue Autobahn in die existierende Vegetation verlegen zu müssen. Vielleicht wäre es tatsächlich schön, den Wannseebahngraben für mehr Leute zugänglich zu machen. Auch eine Fußgängerverbindung unter der Julius-Leber-Brücke hindurch, ein kleiner, Wasser gebundener Weg im Einklang mit der existierenden Vegetation, in den Cheruskerpark oder, unter temporärer Nutzung (zunächst bis 2025) auf den ungenutzten Gleisen der Bahn, nach Norden, über die Yorckstraße in den Westpark, könnte die Enge der sommerlichen Parkbesucher in diesem mit wohnungsnahem Grün immer noch unterbemitteltem Bezirk entlasten. Doch weder die Radfahrer noch die Skater insistieren für ihre Belange dafür Bäume zu fällen, Natur zu zerstören und Geld zu verschwenden. Michael Ickes @MiMaiMix Bezirksverordneter Tempelhof-Schöneberg Einwohnerantrag, Mittwoch, 14.01. im Stadtentwicklungsausschuss, am Montag, 26.01. im Ausschuss für Grünflächen und Verkehr. Einwohnerversammlung am Donnerstag, 29.01. im Rathaus Schöneberg